Jahrzahl im äußeren Giebelfeld: 1739, den Jahrzahlen am Inventar zufolge muss die Kapelle aber zumindest 25 Jahre älter sein.
Die Locherer Kapelle gehört zum Anwesen Ober-Egerbach. Sie steht am Scheitelpunkt des alten Saum- und Karrenweges, der von Kufstein nach Haberg über den Eiberg führte. Von der Kapelle rechts führt heute noch der Weg nach Schwoich.
Hier in dieser einsamen Waldlichtung sammelten sich in den Kriegsjahren 1703 und 1809 die Tiroler Schützen aus dem Einzugsgebiet von Schwoich, Söll, Scheffau und Ellmau und nahmen an der Belagerung der Festung Kufstein teil, die unter bayrischer Besatzung stand. Eine große hölzerne Votivtafel, die oberhalb der Eingangstüre die ganze Breite der Kapellenrückwand einnimmt, stammt aus dem Jahre 1713 und erinnert an die Beschießung der Festung Kufstein durch die Tiroler im Jahre 1703, die im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges durch den bayrischen Einfall in Tirol, dem sogenannten „Bayrischen Rummel“, feindlich besetzt war.
Das Original dieser historisch wertvollen Tafel befindet sich im Museum auf der Festung Kufstein (in der Kapelle hängt eine identische Kopie). Die Inschrift auf dem Bild lautet:
„Gott dem allmächtigen und der übergebenedeitisten Jungfrau und Muetter Gottes Maria, auch den heiligen ErtzEngel Michael und sanct Sebastian zu ehren, haben wir das Viertl der soell Pfarrey die Tafl alhero verehrt, dermalen mir verschiner khriegs Zeith alß 1703 et 1704ten Jaren werendter Ploquierung Khuefstain alhier im Glemb und auf dißen so genanten Locherer Perg zur Verteudigung und wacht verfochten müessen und zur Gedechtnuß dißen Entwurf mallen lassen, Gott wolle unß alle vor khrieg, hunger und Pest auch anderen ybl gnediglich behieten und bewachen. Amen. Anno 1713“.
Auf der Rückseite des Altarbildes wurde mit Rötelstift, heute nur mehr schwer leserlich, geschrieben: „Zu Lob und Ehr unser lieber Frau hat Bartlmä Witschwendter in Schwoig diesen Altar ………. Von Maister Georg Langer, Tischler, gemacht worden und von Johann Deitman, Maller,ist gefaßt worden zu Jar 1715.“
Dr. Gerhard Lehmann